Foto: Peter von Felbert
"Am Eingang zum Ghetto Mezzanone empfängt uns beißender Gestank von einem Berg Müll. Die Baracken aus Karton, verrostetem Wellblech und zerschnittenen Plastiktüten ziehen sich über mehrere Kilometer durch die Ebene. Sie stehen auf der nackten Erde. Zusammengehalten werden die Plastikstreifen, die die zeltartigen Wände bilden, mit dicken Schichten Klebeband. Von Zeit zu Zeit grüßt Ebraima, man spürt, dass die Männer ihn respektieren. Zurzeit leben ein paar hundert Erntehelfer hier, zur Tomatenernte werden es bis zu zweitausend sein. Um die Baracken wieder Müll, wohin das Auge blickt: Kein Abfall der Slumbewohner, sondern Müll, den sie gesammelt haben: Zerbeulte Autos, ohne Räder, in denen angeschlagene Waschbecken lagern, kaputte Fahrräder, mit denen man mit Geschick ein neues basteln kann. Dazwischen eine ramponierte Kommode mit goldenen Griffen, die, beschädigtes Symbol des Wohlstands, in diesem Inferno des Elends etwas Zynisches hat.“ Aus: "Erntehelfer auf den Feldern Süditaliens. Zur Ausbeutung von Migranten in der Landwirtschaft". (RBB, 7. Mai 2021)